Freitag, 30. Oktober 2020

"Schuld und Sühne" - eine theologische Betrachtung

 


"Schuld und Sühne" von F.Dostojewski ist ein Klassiker der Weltliteratur. Ein junger Student plant und führt einen Mord an einer Pfandleiherin aus, bleibt unentdeckt, bricht am Ende aber unter der Last der Schuld zusammen und stellt sich der Polizei.

    Dies ist in etwa der zentrale Inhalt des Buches.

 Im ersten Kapitel begibt sich der junge und mittellose Petersburger Student Raskolnikow zu der Pfandleiherin  Iwanowna. Vordergründig um ein Uhr zu versetzen, aber eigentlich um die Möglichkeiten für einen Raub auszukundschaften. Mit dieser Tat hat er sich nämlich innerlich schon einen Monat lang in Gedanken beschäftigt.                                                                                    Aber vor Ort geschieht etwas Unerwartetes. Er spürt plötzlich, dass ein Unterschied zwischen einem Gedankenspiel und einer realen Situation besteht. Und wieder im Freien, überkommt ihn die Reue:

»O Gott, wie scheußlich das alles ist! Werde ich denn . . . werde ich denn wirklich . . . nein, das ist ja ein Unsinn, eine Absurdität!« fügte er entschlossen hinzu. »Wie konnte mir so etwas Gräßliches überhaupt nur in den Sinn kommen? Welcher schmutzigen Gedanken ist meine Seele doch fähig! Ja, es ist eine schmutzige, abscheuliche, ekelhafte, Sache. Und ich habe einen ganzen Monat lang . . .«

Solche Erleichterung kennt wohl jeder, der einmal im Begriff war eine große Dummheit zu begehen und noch rechtzeitig zur Besinnung gekommen ist. Hier hätte die Geschichte enden können, bevor sie noch richtig begonnen hatte. Aber es sollte anders kommen ...

 In nächsten  Kapitel kehrt Raskolnikov - entgegen seiner Gewohnheit - in eine Petersburger Kneipe ein, um ein Bier zu trinken. Hier lernt er den alkoholkranken Marmeladov und die Nöte kennen, die mit dieser Sucht verbunden sein können.                        Ich denke tatsächlich, dass es durchaus berechtigt, da vom "Teufel Alkohol" zu sprechen. Mancher Mensch wird durch ihn um ein gutes Leben betrogen.                                                                                  Aber nichtsdestotrotz ist es auch so, dass Kneipen auch zu Orten echter und /oder schicksalsträchtiger Begegnungen werden können. Wie im Falle von Raskolnikov und Marmeladov

 In den nächsten drei Kapiteln entwickeln sich die Dinge in einer solchen Weise weiter, dass Raskolnikov am Ende eine Entscheidung trifft. Er will die Pfandleiherin am nächsten Tag abends aufsuchen, umbringen und berauben.                                   Schien er noch nach seinem Probebesuch bei Iwanowa geläutert, so hatte ihn am nächsten Morgen ein langersehnter Brief seiner Mutter in Aufruhr versetzt. Denn hier erfuhr er, dass seine geliebte Schwester Dunia einen reichen Kaufmann zu heiraten gedachte. Und zwar um ihn, Raskolnikov, finanziell unterstützen zu können, so dass er sein Studium fortsetzen konnte. Dieses beabsichtigte Opfer seiner Schwester brachte ihn komplett aus der Fassung. Ihm war mit einem Mal klar, dass Handlungsbedarf bestand.

  Er macht sich auf den Weg zu  seinem Freund Rasumichin, um ihn zu bitten, ihm Arbeit zu besorgen. Unterwegs aber wird ihm plötzlich klar, wie sinnlos das ganze Unterfangen ist. Rasumichin hatte schon Probleme genug, sich selber über Wasser zu halten.

›Hm . . . zu Rasumichin‹, sagte er im Tone einer endgültigen Entscheidung vor sich hin und fühlte sich auf einmal völlig ruhig, ›zu Rasumichin werde ich gehen, bestimmt, . . . aber nicht jetzt gleich. Ich will zu ihm hingehen am Tage nach der betreffenden Sache, wenn die bereits erledigt ist und mein ganzes Leben einen neuen Anfang nimmt.‹

Plötzlich wird im klar, wie weit sein Mordplan in ihm schon herangereift ist: »Nach der betreffenden Sache!« rief er und sprang von der Bank auf. »Aber wird die denn stattfinden? Wird sie wirklich stattfinden?«

Ziellos läuft er durch Petersburg, trinkt einen Branntwein und legt sich in ein Gebüsch schlafen. Er träumt in erschreckender Deutlichkeit, wie ein Kutscherpferd mutwillig zu Tode gebracht wird .... überall Blut. Als er aufwacht, wird ihm in völliger Klarheit bewusst, dass seine Skrupel zu groß sind:

Nein, ich werde es nicht aushalten, ich werde es nicht aushalten! Und wenn auch in all diesen Berechnungen kein einziger zweifelhafter Punkt ist; und wenn auch alles, was ich mir in diesem Monate zurechtgelegt habe, klar wie der Tag und richtig wie das Einmaleins ist. O Gott! Ich werde mich ja doch nicht dazu entschließen! Ich werde es nicht aushalten können, nein! . . . Warum . . . warum habe ich nur bis jetzt . . .«  ...
Er fühlte, daß er diese schreckliche Last, die ihn so lange bedrückt hatte, nunmehr abgeworfen habe, und es wurde ihm auf einmal leicht und friedlich ums Herz. ›O Gott‹ betete er, ›zeige mir meinen Weg, und ich entsage diesem unseligen Plane!‹

Noch einmal schien ihn eine gute Macht an sein Gewissen appelliert zu haben, ihm zuzurufen: "Kehr um!" Aber so schnell läßt der Teufel einen nicht vom Haken. Anstatt nun auf direktem Wege nach Hause zu gehen, nimmt er - aus einer Laune heraus - einen Umweg über den Heumarkt, wo er plötzlich die jüngere Schwester der Pfandleiherin in einem Gespräch mit einem Händler sieht. Er bekommt mit, wie sie sich mit ihm für den kommenden Abend um 19 Uhr verabredete.

Sein anfängliches Staunen ging allmählich in Schrecken über, und Kälte lief ihm über den Rücken. Er hatte erfahren, plötzlich und ganz unerwartet erfahren, daß morgen, genau um sieben Uhr abends, Lisaweta, die Schwester der Alten und deren einzige Wohnungsgenossin, nicht zu Hause sein werde und daß also die Alte genau um sieben Uhr abends allein zu Hause war.

      Bis zu seiner Wohnung hatte er nur noch wenige Schritte zu gehen. Er kam nach Hause wie ein zum Tode Verurteilter. Er überlegte nichts und war auch völlig außerstande, etwas zu überlegen; aber in seinem ganzen innersten Wesen fühlte er plötzlich, daß er jetzt keine Freiheit der Überlegung, keinen eigenen Willen mehr besitze und daß auf einmal alles endgültig entschieden sei.

Dieser Zufall, der für ihn ein Wink des Schicksals war, beendete seinen inneren Kampf. Es gibt für ihn nun kein Zurück mehr. Er hat nun das auszuführen, wozu das Schicksal ihn erkoren hat. So jedenfalls erscheint es ihm.

    Uns mitteleuropäisch - aufgeklärten Menschen mag eine solche Schicksalsgläubigkeit seltsam erscheinen. Ein Zufall ist ein Zufall ist ein Zufall, nicht wahr? Aber ist dem wirklich so? Gibt es nicht Zufälle, die eine solche Unwahrscheinlichkeit haben, dass der Gedanke an schicksalhafte Steuerung recht naheliegt? Wie in dieser persönlich erlebten Geschichte: https://www.keinverlag.de/352776.text

 

Samstag, 2. Mai 2015

Übermut tut selten gut!




Das Dämonische, so wenig ich mir herausnehme, seinen Einfluß auf das Menschenleben zu leugnen, habe ich jederzeit als entschieden wesensfremd empfunden, es instinktiv aus meinem Weltbilde ausgeblendet und niemals die leiseste Neigung verspürt, mich mit den unteren Mächten verwegen einzulassen, sie sogar im Übermut zu mir heraufzufordern, oder ihnen, wenn sie versuchend an mich herantraten, auch nur den kleinen Finger zu reichen 

In diesen für ihn so typischen Schachtelsatz läßt Thomas Mann in seinem „Dr.Faustus“ seinen Erzähler Serenus Zeitblom, einen Gymnasiallehrer, sagen. Und damit spricht er sicherlich dem Teil der Bevölkerung aus der Seele, der die Existenz des Dämonischen in der Welt ahnt, aber instinktiv – und richtigerweise – es ablehnt sich damit eingehender zu befassen.
    In der Mannschen Geschichte geht es um einen gewissen Aaron Leverkühn, einem begabten Komponisten, an dem Zeitblom die langsame Hinwendung zum Dämonischen beobachtet. Triebfeder des Ganzen ist dessen krankhafter Ehrgeiz nach Ruhm und Erfolg. 

In meinem Bekanntenkreis gibt es einen Künstler – nennen wir ihn mal Paul – der, aus katholischem Elternhause stammend - sehr früh begonnen hat sich dem „Magischen“ zu öffnen, weil ihm, wie er mir mal sagte, die rein logisch-rationalen Wissenschaften viel zu langweilig erschienen.
    Mancher mag da unwillkürlich an Goethes Faust denken. Frustriert von den Wissenschaften trifft er eine Entscheidung: „Es möcht kein Hund so länger leben! Drum hab ich mich der Magie ergeben, ob mir durch Geistes Kraft nicht mach Geheimnis würd mir kund!“
    Ich halte das Alles, was Paul mir von seinen magischen Erfahrungen mitgeteilt hat, für wahr und lediglich für die Spitze (s)eines Eisberges. Es war für mich ein teilweise erschreckender Blick in dämonisch-magische Wirklichkeiten und Abgründe, vor denen Paul dann auch immer wieder zurückgeschreckt ist, wenn es ihm zu gefährlich wurde. Aber er hat, um mit Zeitblom zu sprechen, dem Teufel oft mehr als einen Finger dargereicht.
       Nun möchte ich mich mich gar nicht über den faustischen Trieb bei Anderen erheben. Ruhm, Erfolg, Macht … wer hätte das nicht gerne? Aber wenn man dafür dem Teufel seine Seele verkauft? 

Ich selber kann mich auch selber nicht davon freisprechen. So bin ich 1985 den an mich herangetretenen Versuchern willig auf den Leim gegangen und habe mich intensiv mit spiritistischen Dingen beschäftigt, nicht ahnend, auf wen ich mich da eingelassen hatte. Nun, es ist – Gott sei Dank -gut ausgegangen!
    Ob man sich nun absichtlich- wissend oder naiv-verführt mit den Geistern der dämonischen Welt einläßt, es ist immer ein Spiel, welches man nicht gewinnen kann. Man wird immer als Verlierer den Platz verlassen. Am Ende ist man immer der oder die Betrogene!
     Mein Glück war es, dass Gott mir Gnade zur Umkehr gegeben hat und mich aus den Fängen des Bösen befreit hat: (hier clicken)

Montag, 15. Dezember 2014

Hilft Beten? Ja, Beten hilft!

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Die meisten Menschen haben in ihrem Leben sicherlich schon einmal gebetet oder zumindest den Impuls dazu verspürt. Wie kommt das? Ich denke, dass es einem Gefühl der eigenen Begrenztheit und Ohnmacht entspringt angesichts einer überfordernden Situation. Wir alle kennen den Spruch: "In einem abstürzenden Flugzeug betet selbst ein überzeugter Atheist".
   Wenn nun klar ist, dass das Beten sozusagen in der Natur des Menschen liegt, so muss dies ja keineswegs heissen, dass es auch hilfreich ist. Denn bei den meisten Flugzeugabstürzen gibt es keine Überlebenden, wird jetzt mancher Skeptiker entgegnen.
   Dies ist allerdings nur ein scheinbar gutes Argument. Denn das kennt man ja auch aus dem ganz normalen Leben. Eine Bitte, und das ist Beten, kann auch abschlägig beschieden werden. Und eine höhere Macht könnte natürlich auch eine Erhörung verweigern.
   Auf diesem Wege kommen wir also nicht weiter. Vielmehr sollte man umgekehrt an die Sache herangehen. Gibt es denn Hinweise darauf, dass Gebete jemals erhört worden sind?
    Dies ist natürlich ein zu grosses Thema, um es umfassend in einem kleinen Aufsatz zu erörten. Aber ich möchte zumindest einen Gedankenanstoss geben und möchte auf einige Fall-Beispiele verweisen, die mit ENTSCHEIDUNGEN und konkreten NOTLAGEN zu tun hatten.  

Ein Fallbeispiel:
Im Buch der Richter wird davon berichtet, dass ein Engel dem Gideon erscheint und ihm einen göttlichen Auftrag erteilt. Nach dem Verschwinden des Engels war Gideon aber unsicher, ob es wirklich ein göttlicher Auftrag war. Und so bat er Gott um ein ZeichenWillst du Israel durch meine Hand erretten, wie du zugesagt hast, so will ich abgeschorene Wolle auf die Tenne legen: Wird der Tau allein auf der Wolle sein und der ganze Boden umher trocken, so will ich daran erkennen, dass du Israel erretten wirst durch meine Hand, wie du zugesagt hast.
 Und so geschah es. Und als er am andern Morgen früh aufstand, drückte er den Tau aus der Wolle, eine Schale voll Wasser!
 Und Gideon sprach zu Gott: Dein Zorn entbrenne nicht gegen mich, wenn ich noch einmal rede. Ich will's nur noch einmal versuchen mit der Wolle: Es sei allein auf der Wolle trocken und Tau auf dem ganzen Boden.
 Und Gott machte es so in derselben Nacht, dass es trocken war allein auf der Wolle und Tau überall auf dem Boden. (Richter 6)
   Der überforderte Gideon erbat zweimal ein bestätigendes Zeichen von Gott und erhielt es. Ein biblisches Ammenmärchen um naive Menschen für den Glauben zu ködern?
In seinem autobiografischen Buch "Das Kreuz und die Messerhelden" (hier) berichtet der amerikanische Pastor David Wilkerson mehrfach davon, dass er in Entscheidungssituationen, die ihn überforderten, Gott um ein Zeichen gebeten hatte. So war ihm beispielsweise nach einer Probe-Predigt in einer kleinen Landgemeinde die dortige freie Pastorenstelle in Aussicht gestellt worden.Aber der Vorstand hatte sich noch zur Beratung zurückgezogen. 
   Seine Frau Gwen wollte auf keinen Fall dort bleiben. Sie fand alles  "grauenhaft", besonders die vorgefundene Pfarrwohnung mit den Kakerlaken in der Küche. Und so baten sie um ein  Zeichen: "Herr, wenn du wirklich willst, dass wir hier in Philipsburg bleiben, dann bitten wir dich, es uns dadurch wissen zu lassen, dass der Vorstand einmütig für uns stimmt. Und lass sie aus freien Stücken beschließen die Pfarrwohnung herzurichten und einen anständigen Kühlschrank und Ofen ..." "Und Herr ", unterbrach mich Gwen, "lass sie aus freien Stücken beschließen die Kakerlaken zu beseitigen". 
  Als wenig später der Vorstand ihnen ihre Entscheidung mitteilte, war es genau wie erbeten. Die Entscheidung war einstimmig und man bot aus freien Stücken an die Wohnung herzurichten und mit Ofen und allem Notwendigem zu versehen, und "wir müssten die Wohnung ausräuchern." Um die Kakerlaken zu beseitigen," fügte Miss Williams hinzu. (Seite 10/11)
  Natürlich sagten die Wilkersons erleichtert zu und laut David Wilkerson hatten sie ihre Entscheidung nie bereut. Es wurden daraus fünf glückliche Jahre.

Weitere Fallbeispiele für Gebetserhörungen: 
a) Notlage (Beispiele anclicken)
b) Heilung (Beispiele anclicken)
c) Entscheidung
d) Zeichen







  
 

Freitag, 12. September 2014

Über die Notwendigkeit des Sinnsuchens



Gelegentlich bin ich der Auffassung begegnet, dass es eigentlich keinen Sinn mache, groß über den Sinn des Lebens nachzudenken. Wenn es ihn tatsächlich geben sollte, bliebe er uns sowieso verborgen. Stattdessen wäre es am sinnvollsten, einfach zu leben.

Ich persönlich finde aber den Ansatz des Aristoteles interessanter. Der besagt nämlich, dass die menschliche Fähigkeit über das Leben nachdenken zu können gleichzeitig eine dem Menschen gestellte Aufgabe ist. Er leitet diesen Gedanken quasi aus der Tier- und Pflanzenwelt ab. Dort sind die angeborenen Mittel und Fähigkeiten gekoppelt mit ihrer Ausübung. Ein Adler, der Flügel und „Greifer“ hat, würde an seiner Bestimmung vorbeileben und verhungern, wenn er nicht auch Beides zur Anwendung bringen würde. Auch ein Apfelbaum, der keine Äpfel hervorbringen würde, würde seiner naturgegeben Bestimmung nicht gerecht.

Wenn dem Menschen die Erkenntnisfähigkeit also wirklich innewohnt, und wer wollte dies bezweifeln, so sollte er sie auch anwenden. Letztlich wohl auch mit dem Ziel, um mit Goethes Faust zu sprechen, zu erkennen „was die Welt in ihrem Innersten zusammenhält.“ In diesem Sinne ist es letztlich egal, ob Suche nach dem letzten Sinn, der absoluten Wahrheit zu einem Ergebnis führt oder nicht. Der Mensch muss, will er sich und seine angeborenen Fähigkeiten nicht verleugnen, zum Forscher und Wahrheitssucher werden.
   
Und dies muss nicht erfolglos verlaufen. Um im Bilde zu bleiben: Wenn der Adler mit seinen angeborenen Fähigkeiten auch tatsächlich Beute macht, warum sollte der Mensch nicht auch erkennen können, was die Welt in ihrem Innersten zusammenhält!? Mehr zu diesem Thema kann man auf meiner Homepage lesen. Durch dramatische Erlebnisse bin ich 1985 zum christlichen Glauben gekommen. In „Im Banne des Bösen“ habe ich sie niedergeschrieben. Viel Spaß und persönlichen Gewinn beim Lesen der Geschichte: Im Banne ...

Montag, 11. August 2014

Nicolaus von Cues: Die Notwendigkeit einer Offenbarung Gottes

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Nicolaus von Cues war ein bedeutender Kirchenmann des 15. Jahrhunderts. Aber er war auch ein bedeutender Philosoph. So hat er den Menschen als einen „wissenden Nichtwissenden“ bezeichnet. Wie aber ist das zu verstehen?

Nach Cusanus ist der Mensch von Natur aus aber auch in seinem Denken der Endlichkeit unterworfen. Er kann sich weder das „größte Größte noch das „größste Kleinste“ vorstellen. Damit ist seine eingeschränkte Erkenntnisfähigkeit offenbar. Er kann nur innerhalb eines endlichen Rahmens Wissen mehren, aber mit der Möglichkeit des IRRTUMS, da er das große Ganze, die Gesamtwirklichkeit, nicht kennt.
     Und da nun kommt Gott für ihn ins Spiel. ER ist für Cusanus der Urgrund alles Seins, die absolute Wahrheit, die alles durchdringende Wirklichkeit. Zu der aber der endliche Mensch trotz Vernunft und Bemühens nicht von sich aus vordringen kann. Der Weg von unten nach oben ist blockiert, alle aufgestellte Himmelsleitern waren/sind ein eher kläglicher Versuch, Gott zu beweisen oder finden zu wollen. Es ist vergebens!

Aber an diesem Punkt tiefster Resignation und Hoffnungslosigkeit schwenkt Cusanus plötzlich um: „Wenn alle menschliche Initiative versagt kommt es einzig und alleine auf die Initiative Gottes an. Alle Möglichkeit, mit Gott in Berührung zu kommen, entspringt dessen ureigenster OFFENBARUNG.“
     Die Offenbarung Gottes, und nur sie, führt nach Cusanus zur Erkenntnis der eigentlichen WAHRHEIT. Und die wird nicht jedem zuteil: „Gott ist verhüllt vor den Augen aller Weisen, aber er offenbart sich den Kleinen oder Demütigen, denen er Gnade schenkt!“

Was Cusanus hier als des Menschen höchsten Sinn und Ziel beschreibt, also die empfangene GOTTESOFFENBARUNG, entspricht in etwa auch meiner persönlichen Überzeugung. Wurde mir doch 1985, nach vielem vergeblichen Herumirren, eine solche OFFENBARUNG GOTTES zuteil. Seit jener Zeit bin ich Christ.
    Persönlich denke ich, den SINN des Lebens gefunden zu haben. Die Erlebnisse der damaligen Zeit, die am Ende in jener Offenbarung Gottes und meinem CHRISTSEIN mündeten, habe ich in einem Buch niedergeschrieben, was frei und kostenlos zugänglich ist: hier

Sonntag, 6. Juli 2014

Von der Absichtlichkeit des Zufalls im Leben des Einzelnen


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In seinem Buch „Der Zufall und das Schicksal“ (1950) schreibt Wilhelm von Scholz: „Es ist immer sehr leicht und sehr unwissenschaftlich, immer gleich das Eingreifen einer höchsten Macht und ihrer Absichten als Erklärung zur Hand zu haben, wo eine Absichtlichkeit in den Geschehnissen zu walten scheint.“ Der Autor warnte hier also davor,  allzu leichtfertig mit der Annahme eines göttlichen Wirkens bei ungewöhnlichen Zufällen oder Geschehnissen zu sein. Man sollte sich doch vielleicht erst einmal die Frage stellen, ob es da nicht vielleicht noch andere, natürlichere Erklärungen geben könnte.

Dem kann man eigentlich nur beipflichten, sollte dabei aber nicht so weit gehen, nun alles Außergewöhnliche natürlich erklären zu wollen. Denn das gerät mit Sicherheit auch schief! Es gibt zu viele Phänomene, die zu unwahrscheinlich oder außergewöhnlich sind, als da eine natürliche Erklärung ausreichend wäre. 
   Selbst Schopenhauer, nun wahrlich kein gottgläubiger Mensch, räumte ein: „Allein, wenn wir auf unseren zurückgelegten Lebensweg zurücksehen und besonders unsere unglücklichen Schritte nebst ihren Folgen ins Auge fassen; so begreifen wir oft nicht, wie wir dieses haben tun und jenes unterlassen können; so dass es aussieht, als hätte eine fremde Macht unsere Schritte gelenkt.“ Und er spricht sogar von einem gewissen Plan: „Man wird bei genauerer Beobachtung finden, dass in dem Leben der meisten Menschen sich ein gewisser Plan findet, der … ihnen gleichsam vorgezeichnet ist.“ 

Karl May äußerte sich zum gleichen Thema wie folgt: "Ich hege vielmehr die unerschütterliche Überzeugung, dass wir Menschen von der Hand des Allmächtigen geführt werden, ohne dessen Willen (eigentlich Wissen) - nach dem Wort der Heiligen Schrift - kein Haar von unserem Haupt fällt." 
   Und Goethe brachte es folgendermaßen auf den Punkt: „Der Mensch meint zu schieben und wird doch geschoben!“


Zumindest die drei letztgenannten Autoren verweisen auf eine deutlich erkennbare Lenkung im Leben der Menschen. Und dem kann ich eigentlich nur beipflichten. Selbst in den Jahren vor meinem Christsein sind einige so unwahrscheinliche und zielführende Zufälle geschehen, dass ich total verblüfft war. Intuitiv spürte ich, dass etwas Größeres sich dahinter verbarg. Aber ich dachte dann doch nicht weiter darüber nach. 

Ich möchte in dem Zusammenhang eine kleine Begebenheit aus meinem Leben erzählen. Es war während meines Studiums in den 80iger Jahren, als ich dringend eine neue Wohnung suchte. Und so ergab es sich, dass ich von einer Freundin einen Tipp erhielt: „Ruf doch mal bei Frau M. an. Ich habe gehört, dass in ihrem Haus eine Wohnung frei geworden ist und sie einen neuen Mieter sucht!“
  Ich kannte Frau M. von meinen Schachunterrichten her, und so bestand sicherlich eine gewisse Aussicht auf Erfolg. Aber am nächsten Morgen, einen Donnerstag, verspürte ich recht große Unlust, bei ihr anzurufen. Und so ließ ich die Sache bis zum Samstagmorgen schleifen.
   Aber an jenem Morgen verspürte ich auf einmal ein starkes inneres Drängen. Und obwohl ich dachte, dass es wahrscheinlich  schon zu spät sei, rief ich bei Frau M. an. Die schien überrascht und sagte nur: „Da haben sie aber Glück! Am besten kommen sie gleich vorbei und schauen sich die Wohnung an!“ Eine Stunde später saß ich in ihrem Wohnzimmer und unterschrieb den Mietvertrag.

Wie sich herausstellte, war der mich begünstigende Zufall immens. Frau M., eine 70 jährige Pensionärin, hatte nämlich mittwochs in einer auflagenstarken Düsseldorfer Zeitung inseriert und gleich mit dem ersten Anrufer einen Besichtigungstermin für samstags vereinbart. Den zahllosen weiteren Anrufern hatte sie immer die gleiche Botschaft zukommen lassen: „Nein, die Wohnung ist schon so gut wie vergeben!“
   Hätte ich, was eigentlich logisch gewesen wäre, direkt am Donnerstagmorgen angerufen, hätte sie mich ähnlich beschieden. Am Samstagmorgen hatte der erste Anrufer dann urplötzlich abgesagt, und kurz darauf hatte ich dann, auf ein inneres Drängen hin, angerufen. Um abschließend noch einmal Schopenhauer zu sinngemäß zu zitieren: „Eine gewisse scheinbar (lenkende) Absichtlichkeit ist unverkennbar!"
 
 Abschließend möchte ich ermutigen doch einmal das eigene Leben auf solche begünstigenden Zufälle hin zu untersuchen und sich die Frage zu stellen, ob das alles wirklich nur Zufall gewesen sein kann oder doch nicht Einiges, wenn nicht sogar alles, für eine Lenkung spricht.
    Eigentlich hätte ich an dieser Stelle gerne meinen kleinen Aufsatz beendet, aber leider kann und möchte ich an dieser Stelle nicht verschweigen, dass der lenkende Zufall nicht zwingend einer göttlichen Quelle entspringen muss. Es - meiner Ansicht nach - auch eine satanische Macht gibt, die lenkend einwirken kann. Als literarisches Beispiel sei hier Goethes „Faust“ erwähnt.

Sonntag, 15. Juni 2014

Ein Tag im Leben kann alles verändern


Es war am Pfingstmontag 2014  gewesen, als ich am frühen Abend hinter dem Kölner Hauptbahnhof draußen im Cafeteriabereich saß und einen Kaffee trank. Der Himmel hatte sich bedenklich zugezogen und es wehte schon ein kräftiger Wind. Aber nichts Beunruhigendes.
    Plötzlich, von einer Sekunde auf die nächste, spürte ich von hinten eine heftige Windbö und blickte mich um. Im nächsten Moment kam ein großer Sonnenschirm auf mich zu und die schwere Hauptstange krachte knapp neben mir auf den Tisch. Auf der Terrasse brach Panik aus, ein orkanartiger Sturm hatte eingesetzt und ich flüchtete mit den meisten Anderen ins Cafe.
    In solchen Momenten handelt man mehr oder weniger instinktiv. Aber im Nachhinein habe ich mir schon die Frage gestellt, was passiert wäre, wenn mich die Stange am Kopf getroffen hätte. Möglicherweise wäre dieser Artikel niemals geschrieben worden.
 
Als ich am nächsten Morgen mein Hotel verließ und mich auf den Weg zur Uni machte, war ich etwas missmutig gestimmt. Alles herum erschien mir so profan und bedeutungslos. Plötzlich kam ein Satz in den Sinn: Every day in life can change everything. Überrascht blieb ich stehen und dachte: Ja, das stimmt!
    Wie ein Sonnenstrahl, der durch eine graue Wolkendecke bricht, erhellte dieser Gedanke mein Gemüt. Mag auch manches noch so trostlos und hoffnungslos im Leben erscheinen, gerade heute könnte der Tag sein, der dem Leben eine völlig neue Richtung gibt. Und es muss ja nicht gleich der "Himmel" sein, der einem in Form einer dicken Stange auf den Kopf fällt.